Turbulente Zeiten
Newsletter 24.07.2021
In Seekirchen am Wallersee, Land Salzburg, haben wir eine Gruppe von 30 Jungvögeln, die inzwischen super trainiert sind. Vergangenen Mittwoch war daher ein erster große Rundflug zum Fuschlsee und Mondsee geplant. Ein französisches Filmteam war am Dienstag angereist, um diesen Rundflug zu filmen.
Aber dazu kam es nicht. Eine der beiden Ziehmütter hatte leichte Symptome und ein Antigentest wies auf eine COVID Infektion hin. Ein PCR Test brachte Gewissheit: Positives Ergebnis trotz Zweifach-Impfung.
Das Camp wurde in Abstimmung mit den Behörden sofort geschlossen und das Team auf das nötige Minimum reduziert. Inzwischen gibt es einen zweiten COVID Fall bei uns, beide Ziehmütter sind nun infiziert.
Wir hoffen aufgrund des Impfschutzes auf einen relativ sanften und milden Verlauf der Infektion. Und wir bleiben optimistisch in Bezug auf den Projektverlauf. Aus aktueller Sicht kann Anfang August das Flugtraining fortgesetzt werden um wie geplant am 17. August Richtung Wintergebiet zu starten. Wir werden umfassende Maßnahmen umsetzen, um alle Teammitglieder vor und während der Migration vor weiteren Infektionen zu schützen. Unter anderem bleibt das Camp in diesem Jahr dauerhaft und ausnahmslos für Besucher geschlossen. Wir hoffen auf Verständnis dafür und bitten allseits, uns die Daumen zu drücken!
Aber es gibt auch Erfreulicheres zu berichten. In den drei Brutgebieten sind die Wildvögel flügge geworden. Und da gibt es eine gute Bilanz: In Burghausen haben wir 14 flügge Jungvögel in 5 Nestern, in Kuchl 15 flügge Jungvögel in 5 Nestern und in Überlingen bereits im ersten Brutjahr 7 flügge Jungvögel in 3 Nestern.
Im Mittel hatten wir somit 2.8 flügge Jungvögel pro Nest, was ein vergleichsweise sehr guter Wert ist. Gemäß einer kürzlich zur Publikation eingereichten Analyse war die Reproduktionsrate in unserem Projekt im Zeitraum 2012 – 2019 im Mittel bei 2.15 flügge Jungvögel pro Nest. Im selben Zeitraum lag dieser Wert in der Wildkolonie in Marokko bei 1.23 und in der sedentären Kolonie in Andalusien bei 0.97.
Die flüggen Jungvögel in den Brutgebieten werden derzeit markiert und mit GPS Sendern ausgestattet. Das ist ein aufwändiges Unterfangen, da diese in der Wildbahn aufgewachsenen Jungvögel keine Menschen gewöhnt sind. Sie müssen mit einem ferngesteuerten Mehlwurmspender auf den Futterwiesen angelockt werden, um sie dann mit einem Klappnetz zu fangen. Die Markierung und Besenderung ist wichtig, um ein fortwährendes Monitoring der Population zu gewährleisten und insbesondere um weiter gezielte Maßnahmen gegen die Haupttodesursachen umsetzen zu können. Zudem werden von den gefangenen Jungvögeln Federproben gesammelt um mittels DNA Analyse eine Geschlechtsbestimmung machen zu können.
Foto: Beim Flugtraining am Wallersee zeigen sich derzeit einige trübe Wolken am Horizont aber die Sonne kommt sicher wieder durch. Foto J Fritz.