Der „Professor“ von Überlingen am Bodensee
Newsletter 30.06.2021
Am 5. Juni ist der erste Waldrapp in Überlingen am Bodensee geschlüpft. Fast ein halbes Jahrtausend nach der Ausrottung der ansässigen Brutkolonie. Inzwischen ist das Küken groß genug für die individuelle Beringung, da es bereits in gut zwei Wochen flügge wird.
Wie üblich erhalten die Jungvögel mit der Markierung auch einen Namen und dieser erste Jungvogel sollte einen besonderen Namen bekommen zu Ehren eines besonderen Paten. Er wurde „Professor“ benannt und Professor Peter Berthold übernahm die Ehrenpatenschaft.
Peter Berthold war von 1991 bis Januar 2005 Leiter der Vogelwarte Radolfzell, einer Zweigstelle des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen. Breite Bekanntheit erfuhr er unter anderem durch zahlreiche populärwissenschaftliche Veröffentlichungen. Er lebt in der Nähe von Überlingen. Professor Berthold hatte schon lange die Vision einer Wiederansiedlung dieser Ibisart am Bodensee. Ab 2017 ergab sich im Rahmen des Europäischen LIFE Projektes „Reason for Hope“ die Möglichkeit dazu. Initiiert wurde das Überlinger Projekt durch Peter Berthold und Thomas Hepperle, dem damaligen Leiter des Amtes für Landwirtschaft im Landkreis Konstanz, gemeinsam mit dem Waldrappteam. Rasch kam Unterstützung durch die Stadt Überlingen und die Gemeinde Hödingen, die bei der Beringung u. a. durch Bürgermeister Matthias Längin und Ortsvorsteher Martin Keßler repräsentiert waren, sowie dem Verein zur Erhaltung der Kulturlandschaft Hödingen. Auch die HIT Umwelt- und Naturschutz Stiftungs-GmbH sowie die Heinz-Sielmann Stiftung unterstützten das Überlinger Projekt von Anfang an.
Am 28. Juni fand die Beringung von „Professor“ und seinem Geschwister statt. In den beiden anderen Nestern befinden sich weitere fünf Küken, die aber für die Beringung noch zu jung sind. Auch im Brutgebieten Kuchl in Salzburg wachsen die Küken heran und in Burghausen in Bayern wurden bereits die ersten Jungvögel flügge.
In Seekirchen am Wallersee wird derweil schon mit der handaufgezogenen Gruppe trainiert. Ein Jungvogel ist derzeit wegen einer Schnabelverletzung in Behandlung. Die übrigen 31 Jungvögel machen mit ihren beiden Ziehmüttern Helena Wehner und Katharina Huchler sowie dem Piloten Walter Holzmüller bereits die ersten Trainingsflüge im Umfeld von Seekirchen.
Foto:Professor Peter Berthold war bei der Beringung ‚seines‘ Patenvogels und dem Geschwisterchen gerne behilflich. Die Koloniebetreuerin Anne-Gabriela Schmalstieg legte die Ringe an. Foto R Beck.