Erfolgreicher Brutbeginn mit Überraschungen
Newsletter 29.04.2021
Die Saison startet heuer wunderbar. Zahlreiche Vögel sind schon in die Brutgebiete zurückgekommen, weitere sind noch am Weg.
Im Brutgebiet Burghausen in Bayern gibt es in 5 Nestern schon 20 Eier. Die Vögel brüten in bewährter Form in den Brutnischen an der Wehrmauer der Burg zu Burghausen.
In Kuchl bei Salzburg gibt es ebenfalls 5 Nester mit bislang 17 Eiern. Dort setzt sich das Verhaltensmuster des Vorjahres fort, alle Vögel brüten in natürliche Felsnischen der Felswand am Georgenberg. Dieselbe Felswand wird auch von Turmfalken (Falco tinnunculus) besiedelt. Im Vergangenen Jahr konnten wir immer wieder Attacken der Falken auf die Waldrappe beobachten und die Waldrappe hielten sich auch nur in der unteren Hälfte der Wand auf, während die Turmfalken den oberen Wandteil dominierten. In diesem Jahr hat sich das aber auffällig geändert. Es sind zumindest sechst Brutpaar von Turmfalken in der Wand, aber es gibt kaum mehr Interaktionen mit den Waldrappen und es findet auch eine räumliche Durchmischung statt. Die beiden Arten haben sich offenbar gut arrangiert.
In Überlingen ist die Brut etwas verzögert. Die Vögel waren anfänglich durch das Schlechtwetter gebremst. Inzwischen sitzen aber 6 Vögel in der Brutvoliere bei Überlingen und es gibt schon zwei Brutpaare. Weitere 16 Vögel sind am Weg nach Überlingen, deswegen werden sich demnächst sicher mehr Brutpaare bilden.
Eine weitere Brutkolonie wurde 2019 am Alpensüdrand in Rosegg in Kärnten gegründet. Zwei Vögel sind in diesem Frühjahr bereits dorthin angekommen. Zwei weitere Vögel sind am Weg, sie halten sich aber momentan in Slowenien nahe Zagreb auf. Eine Brut wird es in diesem Jahr noch nicht geben. Die bestehenden Brutnischen sind mit Vögeln der ansässigen, sedentären Kolonie besetzt. Im kommenden Jahr sollen in Rosegg aber Brutstrukturen für die migrierenden Vögel gebaut werden.
Und dann gibt es noch eine ganz besondere Kuriosität. Zwei adulte Weibchen sind im Frühjahr vom Wintergebiet aus nach Rom geflogen. Sie haben auf einem Fenstersims eines exponierten Gebäudes am süd-westlichen Stadtrand drei Eier gelegt. Besorgte Leute haben ihnen daraufhin eine Kartonschachtel auf den Sims gestellt und dort brüten die beiden Waldrappe nun. Wir gehen aber davon aus, dass die Eier nicht befruchtet sind und somit keine Küken schlüpfen.
Die beiden Vögel in Rom gehören zu jenem kleinen Teil der Waldrappe, die auch als geschlechtsreife Vögel nicht in ihr Brutgebiet zurückkehren. Sie zeigen entweder kein Zugverhalten, scheitern an der Querung der Alpen oder migrieren in abweichende Richtungen. Wir gehen davon aus, dass dies eine natürliche Variation in einer migrierenden Population ist. Bislang haben diese Vögel aber auch keine Brutversuche gemacht. Somit beobachten wir dieses Jahr ein neues Verhaltensmuster und wir haben zudem ganz unerwartet den ersten Brutversuch in Italien im Rahmen des Wiederansiedlungsprojektes.
Foto: Eines der beiden Weibchen sitzt auf den drei Eiern auf einem Fenstersims in Rom.