Kuchler Waldrappe besiedeln die natürliche Felswand am Georgenberg
Newsletter 10/04/2020
Immer mehr Waldrappe verlassen ihr Überwinterungsgebiet in der Toskana und erreichen ihre Brutgebiete. In Burghausen und Kuchl sind jeweils bereits 8 Vögel vor Ort und haben begonnen Nester zu bauen. Besonders spannend sind dabei die Entwicklungen in Kuchl, wo die Waldrappe scheinbar erstmals in der natürlichen Felswand des Georgenbergs zu brüten beginnen.
Bislang haben alle Vögel in Kuchl in einer künstlichen Anlage unterhalb der großen Felswand gebrütet. Letztes Jahr im Juni haben wir dann erstmals zwei Nester mit insgesamt sechs Küken samt den Elternvögeln in eine große Felsnische in einer Höhe von 20 Metern transferiert. Die Elternvögel kümmerten sich weiterhin um die Jungen, fünf davon wurden flügge. Unser Plan für 2020 war weitere Nesttransfers durchzuführen, in der Hoffnung, dass die Vögel die Felswand nach und nach selbständig zum Brüten nutzen. Jetzt stellt sich aber heraus, dass dies nicht mehr notwendig sein wird.
Der Nesttransfer erweist sich somit als eine überraschend effiziente Methode. Dies ist nicht nur für die Kolonie in Kuchl wichtig, sondern auch für die Gründung weiterer Brutgruppen an anderen Standorten, wie zum Beispiel in Überlingen am Bodensee. Darüber hinaus könnte das auch eine wichtige Methode sein, um ehemalige Brutgebiete in Marokko und andernorts neu zu besiedeln.
Es ist für uns erfreulich zu sehen, wie gut die Vögel in dieser Situation allein zurechtkommen. Klar ist aber auch, dass weiteres Management und vor allem weitere Freilassungen notwendig sind, um das nachhaltige Überleben dieser Europäischen Population zu sichern. Dies zeigt auch eine ‚population viability analysis‘, durchgeführt am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin, die derzeit veröffentlicht wird.
Foto: Ein Bild wie es sein sollte. Waldrappe in der großen Felswand des Georgenbergs in Kuchl, Land Salzburg. Das kleine Bild markiert die Position der Nischen. Foto Daniela Trobe
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