Aufbruch zur Frühjahrsmigration: Botschafter der Hoffnung kommen aus Italien
Newsletter 26/03/2020
Die ersten beiden Waldrappe sind in ihrem Brutgebiet im bayerischen Burghausen angekommen. Sie sind vor einigen Tagen in ihrem Wintergebiet, der WWF Oasi Laguna die Orbetello in der südlichen Toskana, abgeflogen und haben die Strecke von rund 1.000 km in wenigen Tagen zurückgelegt. Inzwischen sind weitere Vögel unterwegs. Dennoch beeinträchtigt die COVID-19-Pandemie das europäische Wiederansiedlungsprojekt erheblich.
2020 war die weitere Freilassung von Jungvögeln für die Brutkolonie bei Überlingen am Bodensee geplant. Anfang April sollten 32 Küken aus der Zookolonie des Tierpark Rosegg in Kärntner entnommen werden. Die Vögel sollten von Hand aufgezogen und darauf trainiert werden, einem Ultraleichtflugzeug zu folgen, das sie ab August in das Überwinterungsgebiet in der Toskana führen sollte. Diese Pläne mussten aufgrund der COVID-19-Pandemie für dieses Jahr jedoch aufgegeben werden. Unter den gegebenen Bedingungen ist es unmöglich, die Vögel von Hand aufzuziehen und zu trainieren. Das Risiko für das Team wäre zu hoch.
Aber auch das grundlegende Management der Wildpopulation ist stark beeinträchtigt. Die meisten Vögel befinden sich derzeit in Italien, außerhalb des Einflussbereichs des Projektteams. Allerdings tragen die meisten Vögel GPS-Geräte, die zumindest eine Fernüberwachung ermöglichen. Diese Daten geben Anlass zur Hoffnung, denn immer mehr Vögel verlassen die Toskana in Richtung ihrer Brutgebiete.
Für uns sind die aus Italien zurückkehrenden Vögel Botschafter der Hoffnung. Sie zeigen uns, dass das Leben weitergeht, für die Natur und für die Menschen in diesem Land, das von der gegenwärtigen Pandemie so stark betroffen ist.
Trotz der erheblichen Einschränkungen aufgrund der COVID-19-Pandemie erwarten wir keine nachhaltige Beeinträchtigung für die europäische Population der Waldrappe. Das Populationswachstum wird sich in diesem Jahr zwar erheblich verlangsamen, mit einer regulären Fortsetzung des Projekts ab 2021, hoffentlich im Rahmen eines zweiten LIFE Projekts, können die Ziele aber dennoch erreicht werden. Die europäische Fauna soll wieder mit einer ehemals heimischen Tierart bereichert werden, dem Waldrapp.
Foto: Aufgrund der COVID-19-Pandemie findet 2020 keine Handaufzucht statt. Wir sind jedoch optimistisch, das Projekt ab 2021 wieder in vollem Umfang fortzuführen. Helena Wehner mit handaufgezogenen Jungvögeln, Heiligenberg in Baden-Württemberg 2019. Foto: Anne Schmalstieg
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