COVID-19 Pandemie - Handaufzucht und menschengeführte Migration 2020 abgesagt
Newsletter 18/03/2020
Leider kommen auch wir in diesen sehr schwierigen, teils beinahe apokalyptisch anmutenden Zeiten nicht umhin, über negative Neuigkeiten zu informieren.
Wir haben in den letzten Tagen und Wochen beständig versucht, Möglichkeiten und Lösungen zu finden, um die Handaufzucht wie geplant Anfang April zu starten. Die Brut der Waldrappe im Tierpark Rosegg ist bereits im vollen Gange. Die erforderliche Anzahl an Küken wäre mit Anfang April verfügbar, ein ausgezeichnetes Team für die Handaufzucht bereit, bestehend aus Helena Wehner, die schon 2019 gemeinsam mit Anne aufgezogen hat, und Katharina Huchler, die sich letztes Jahr schon beworben hat und dieses Jahr aufgrund ihrer hervorragenden Referenzen zum Zug gekommen wäre. Auch die Campassistenz, ein Team für die Futterzubereitung und vieles mehr steht bereit.
Entgegen aller guten Hoffnung haben sich in den letzten Tagen die Spielräume derart eingeengt, dass wir weder die Handaufzucht noch die menschengeführte Migration diese Saison durchführen können. Damit sind die Handaufzucht und die anschließende Migration für das Jahr 2020 abgesagt.
Schon die Vorbereitungen für die Aufzucht sind weder zu bewerkstelligen noch zu verantworten. Das ist eine sehr schmerzliche Entscheidung für uns alle, insbesondere für die betroffenen MitarbeiterInnen, die damit kurzfristig ihre Aufgabe und die Finanzierung für eine ganze Saison verlieren.
Uns bleibt zumindest die positive Perspektive einer menschengeführten Migration 2021. Diese Perspektive ist auch für zwei sehr spannende, geplante Medienproduktionen wichtig, eine IMAX 3D Kinoproduktion und eine TV-Produktion des BBC. Beides sind zweijährige Produktionen, die auf 2021 verschoben werden können.
Auch das übrigen Management des Projekts ist derzeit stark eingeschränkt. Auf italienischen Territorium sind Maßnahmen faktisch unmöglich. Daniela Trobe ist gestern aus der Toskana nach Kärnten heimgekehrt und befindet sich vorerst in häuslicher Quarantäne. Eine weitere Mitarbeiterin steht ebenfalls unter Quarantäne, alle anderen Mitarbeiter sind weitgehend auf Heimarbeit beschränkt.
Aber wir haben inzwischen eine Population von mehr als 100 weitgehend selbständigen Tieren. Diese Wildpopulation muss sich nun bewähren und tut dies auch. Mit Jazu ist der erste Vogel nach Burghausen zurückgekehrt, die Frühjahrmigration hat begonnen und weitere Vögel sind am Weg.
Anstelle der menschengeführten Migration, werden wir in diesem Jahr andere Maßnahmen im Projekt forcieren. So wird einer der Schwerpunkte in Zusammenarbeit mit dem Tierpark Rosegg der Aufbau einer migrierenden Brutkolonie in Kärnten sein. In diesem Rahmen sollen die Jungvögel, die wir für die Handaufzucht vorgesehen hätten, in die Wildkolonie integriert werden. Somit wollen wir in dieser stark beeinträchtigten Saison ein Populationswachstum erreichen, das annährend einer regulären Saison entspricht.
Mittlerweile wissen wir jedoch alle, Prognosen und Pläne sind in dieser Zeit äußerst unsicher. Aber gerade dann ist es wichtig Pläne und Perspektiven zu haben und sich den Optimismus zu wahren. In Jane Goodall’s Worten: There is always Reason for Hope.
Foto: Das Männchen Jazu ist der erste Vogel, der in dieser Saison sein Brutgebiet Burghausen in Bayern erreicht hat und weitere Vögel sind am Weg. Die Saison hat somit sehr früh begonnen. Foto Oliver Habel.
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