Erfolgsbilanz unseres abgeschlossenen LIFE+ Projekts
Newsletter 24/01/2020
Unser LIFE+ Projekt wurde mit Ende 2019 planmäßig abgeschlossen. Die wesentlichen Zielsetzungen des Projekts konnten wir erreichen beziehungsweise übertreffen. So umfasst die wildlebende Waldrapp-Population mit Ende 2019 rund 140 Vögel, und somit um 18% mehr als im ursprünglichen Projektziel definiert (119 Waldrappe).
Durch die Umsetzung einer umfassenden Kampagne gegen illegale Vogeljagd in Italien konnte der Anteil der Verluste, die durch Wilderei verursacht wurden, fast halbiert werden. Während diese Rate im Zeitraum vor dem LIFE+ Projekt noch bei 60% lag, konnten diese Verluste in den vergangenen sechs Jahren auf 31% reduziert werden. Auch in Hinblick auf den generellen Artenschutz ist dies ist einer der großen Erfolge des Projekts.
Durch die Reduktion der Verluste durch illegale Jagd wurde Stromschlag zur primären Todesursache der Waldrappe. Durch Umwidmung von Geldmitteln konnten wir im Rahmen von zwei Pilotprojekten auch diesbezüglich schon Schutzmaßnahmen in den Brutgebieten Burghausen und Kuchl umsetzen. In Folge kam es in der vergangenen Saison in den betreffenden Gebieten zu keinen weiteren Fällen von Stromschlag mehr und es ist davon auszugehen, dass auch weitere Todesfälle bei anderen Großvögeln verhindert werden konnten.
Für jedes LIFE+ Projekt muss abschließend eine sozio-ökomische Bewertung durchgeführt werden. In unserem Fall erfolgte dies durch das unabhängige Expertenteam von EcosystemEvaluation. Die Ergebnisse der Studie liegen jetzt vor. Die Experten schreiben darin, dass das LIFE+ Projekt neben dem Erreichen der Zielsetzungen im Artenschutz auch vielfältige Erfolge in Bezug auf den sozio-ökonomischen Nutzen aufzuweisen hat, wovon verschiedene Interessengruppen direkt und indirekt profitierten.
Der unmittelbare touristische Nutzen wurde insbesondere für die Stadt Burghausen in Bayern bewertet. Die dort am Gelände der Burg brütende Waldrapp-Kolonie wird zunehmend zur touristischen Attraktion und zum Ziel des Ökotourismus. Die Experten schreiben, dass die Wiederansiedlung des Waldrapps in Burghausen das Thema Naturschutz und Artenschutz wesentlich stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankert, weitere Naturschutzmaßnahmen ausgelöst, die Arbeit der lokalen Naturschutzgruppen gestärkt und den Ökotourismus vor Ort gefördert hat.
Aufgrund ihrer Analysen schätzen die Autoren den ökonomischen Mehrwert, den der Tourismus in Burghausen durch die Waldrapp-Brutkolonie generiert, auf rund 72.000 Euro jährlich bzw. auf die gesamte sechsjährige Projektlaufzeit (2014-2019) bezogen annähernd eine halbe Million Euro. Zudem führen die Experten an, dass der tatsächliche Wert des Projekts für den regionalen Tourismus aufgrund der außergewöhnlich großen internationalen Medienpräsenz noch deutlich höher liegt als der berechnete Betrag. Sie gehen zudem davon aus, dass ähnlich positive Effekte auch an anderen Projektstandorten der Waldrappe gegeben sind beziehungsweise entstehen, aus aktueller Sicht insbesondere in den Brutgebieten Kuchl im Land Salzburg, Überlingen in Baden-Württemberg sowie im Wintergebiet WWF Oasi Laguna di Orbetello in der Toskana.
Hervorgehoben wird von den Experten auch der gesellschaftliche Nutzen, den unser Projekt durch die umfangreichen Maßnahmen gegen Umweltkriminalität generiert, im speziellen die illegale Vogeljagd in Südeuropa. Genauso stellen die Sicherungsmaßnahmen von Strommasten zur Vermeidung von Stromschlag einen erheblichen Mehrwert im Bereich des Natur- und Artenschutzes dar.
Als ungewöhnlich und extrem spannend bezeichnen die Autoren der Studie auch die umfassende internationale Öffentlichkeitsarbeit im Kontext des Projekts. Die Ergebnisse und wissenschaftlichen Erkenntnisse werden so Millionen von Menschen zugänglich. Die umfangreiche mediale Präsenz sehen die Autoren auch als große Chance, um den akuten Verlust der Artenvielfalt auf der Erde zu thematisieren.
Aktuell arbeiten wir an einem Antrag, um das erfolgreiche Projekt in einer zweiten LIFE Periode für den Zeitraum 2021-2027 fortzuführen. Parallel laufen die Vorbereitungen für die kommende Saison.
Trainingsflug am Bodensee: Wir bereiten uns auf die menschengeführte Migration 2020 vor. Ab Juni wird das Flugtraining in Heiligenberg nahe Überlingen am Bodensee stattfinden. Von April bis Oktober werden wir das Projekt im Rahmen der Baden-Württembergischen Landesgartenschau in Überlingen präsentieren.
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