Angekommen!
Newsletter 30/08/2019
Am 26. August landeten wir am Rande des WWF Schutzgebietes Laguna di Orbetello in der südlichen Toskana, dicht gefolgt von allen 29 Waldrappen. Es war die sechste menschengeführte Migration im Rahmen des laufenden LIFE+ Projektes, die 14. insgesamt und die mit Abstand erfolgreichste Migration überhaupt.
Begonnen hatte die Reise am 14. August 2019 am Segelflugplatz Heiligenberg in Baden-Württemberg. In sieben Etappen querten wir die Alpen, die Poebene und den Apennin, legten eine Strecke von rund 900 km zurück und überboten dabei die Leistungen früherer Flüge gleich in mehrerer Hinsicht. Beim Queren der Alpen erreichte die Flugformation eine Höhe von 2900 Metern und war damit um annähernd 300 Meter höher als jemals zuvor. Unterstützende Winde beschleunigten den Flug der Vögel und Fluggeräte von den üblichen 45 km/h auf bis zu 77 km/h. Auch über dem Apennin konnten sich Vögel und Fluggeräte in kräftigen Aufwinden auf bis zu 2300 Meter hochschrauben und erreichten dabei Steigwerte von bis zu 9 Metern pro Sekunde.
Neben den 29 menschenaufgezogenen Jungvögeln wurden in den beiden Brutgebieten Burghausen (Bayern) und Kuchl (Land Salzburg) in 12 Nestern 37 Küken in freier Wildbahn flügge, um 42 % mehr als 2018! Diese Jungvögel wachsen ohne Zutun des Menschen auf und folgen im Herbst ihren Artgenossen in das Wintergebiet in der Toskana. Derzeit halten sich insgesamt 58 Waldrappe aus diesen beiden Brutgebieten nördlich der Alpen auf. Ab Mitte September werden auch sie in die Toskana migrieren. Damit haben wir in dieser Saison insgesamt 66 Jungvögel. Zudem ist im Frühjahr 2019 nach 400 Jahren erstmals wieder ein Waldrapp Richtung Überlingen am Bodensee migriert. Er bestärkt die Hoffnung, dass ab 2020 auch in Überlingen eine zunehmende Zahl von Waldrappen brütet.
Der gute Verlauf der menschengeführten Migration war in diesem Jahr auch deshalb von Bedeutung, weil alle Vögel während der Flüge mit miniaturisierten Messgeräten ausgestattet waren. Diese Geräte zeichneten für jeden Vogel die Position, die Flügelschlagfrequenz und die Fluggeschwindigkeit in hoher Präzision auf. Vier Vögel wurden zudem mit Klebeelektroden ausgestattet, um die Herzfrequenz während des Flugs zu messen. Damit kann erstmals der Energieverbrauch von Zugvögeln in Abhängigkeit von der Flugtechnik und der Position innerhalb der Flugformation berechnet werden. Diesen einzigartigen Datensatz werten die beiden PhD Studentinnen Elisa Perinot und Ortal Rewald im Rahmen eines österreichischen Forschungsprojektes aus, um neue Einblicke in die Funktion und Energetik des Formationsfluges bei Zugvögeln zu erhalten.
Foto:Nach der Ankunft begrüßen die beiden Ziehmütter Anne-Gabriela Schmalstieg und Helena Wehner ihre Waldrappe. Die beiden haben mit sehr viel Engagement eine exzellente Arbeit geleistet. Für Helena war es die erste, für Anne war es die sechste und letzte Saison als Ziehmutter. Sie wird wohl keine Waldrappe mehr aufziehen, bleibt aber hoffentlich dem Projekt in anderen Aufgabenbereichen erhalten.
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