Rekordflüge in den Süden
Newsletter 19/08/2019
Am 14. August um 09:15 Uhr starteten zwei Fluggeräte mit den Piloten Walter Holzmüller und Johannes Fritz sowie den beiden Ziehmüttern Helena Wehner und Anne-Gabriela Schmalstieg vom Segelflugplatz Heiligenberg. Es war der Beginn der 14. menschengeführten Migration im Rahmen der Wiederansiedlung der Waldrappe in Europa. Dreißig Waldrappe waren in den vorangegangenen Wochen drauf trainiert worden, den Fluggeräten zuverlässig zu folgen.
Der Abflug wurde vor Ort von rund 120 Personen beobachtet, der finale Höhepunkt einer auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit herausragend erfolgreichen Saison. Insgesamt rund 1.700 Besucher kamen seit Anfang Juni zum Segelflugplatz, um diese charismatischen Vögel zu sehen und sich über das LIFE Projekt zu informieren. An 27 Tagen fanden Dreharbeiten für 13 Fernsehproduktionen und eine 360° Produktion statt. Zudem wurde das Projekt Anfang August in der ZDF Talkshow mit Markus Lanz mit annähernd 1,7 Millionen Zusehern präsentiert.
Der erste Flug führte über 91 km nach Schnepfau im Bregenzerwald. Unterstützender Wind beschleunigte den Flug, sodass die Formation bereits nach 01:45 Stunden den Zielort erreichte.
Nach einem Pausentag starteten wir am 16. August zur „Königsetappe“ über den Arlberg und Reschenpass nach Schluderns im italienischen Vinschgau. Bei diesem Flug wurden gleich mehrere Rekorde gebrochen: Wir erreichten eine Flughöhe von bis zu 2.900 Metern und flogen damit annähernd 300 Meter höher als jemals zuvor im Rahmen des Projektes. Zudem begünstigten unterstützende Winde das Vorwärtskommen, sodass wir mit 57 km/h eine sehr hohe mittlere Geschwindigkeit erreichten und die Strecke von 126 km in nur 02:13 Stunden zurücklegten. Und schließlich überflogen wir die Grenze nach Italien früher im Jahr als jemals zuvor in unserem Projekt.
Es ist zwar nicht das Ziel des Projektes sportliche Höchstleistungen zu liefern, aber die immer neuen Rekorde zeigen das große Potential der menschengeführten Migration als Methode für den Artenschutz und sind ein beeindruckendes Zeugnis für das Leistungsvermögen der Waldrappe.
Alle Vögel sind während der Flüge mit miniaturisierten Messgeräten ausgestattet. So werden die Position, die Flügelschlagfrequenz und die Fluggeschwindigkeit eines jeden Vogels in hoher Frequenz und Auflösung aufgezeichnet. Vier Vögel sind zusätzlich mit Klebeelektroden ausgestattet, um die Herzfrequenz zu messen. Diese Daten werden im Rahmen eines österreichischen Forschungsprojektes von zwei Dissertantinnen ausgewertet und sollen neue und detaillierte Einblicke in die Funktion und Energetik des Formationsfluges bei Zugvögeln ermöglichen.
Inzwischen haben wir die Poebene erreicht und befinden uns am Flugplatz in Thiene. Auch der Flug hierher verlief sehr gut. Wir suchten unseren Weg vorbei an lockerer Bewölkung mit einer Basis von 1.900 Metern. Kurz vor Thiene kam es dann noch zu einer Attacke durch einen Steinadler, die alle Vögel aber unbeschadet überstanden. Nun liegen noch drei Etappen vor uns, bis wir das Wintergebiet in der südlichen Toskana erreichen.
Foto (AG Schmalstieg): Über den Wolken, am Weg nach Thiene.
Klicken Sie hier um zum Newsletter-Archiv zu gelangen.