Ein voller Erfolg
Newsletter 11/09/2018
Am 28. August, genau zwei Wochen nach dem Start in Überlingen am Bodensee, sind wir mit 29 handaufgezogenen Waldrappen am Rande der WWF Oasi Laguna di Orbetello gelandet. Hinter uns liegen fünf Flugetappen und insgesamt 885 Flugkilometer. Es war eine außergewöhnliche Migration in mehrerlei Hinsicht.
Gleich der zweite Flug führt uns höher denn je zuvor. In bis zu 2.600 Meter Seehöhe überflogen wir den Arlberg und das Oberinntal. Wir mussten schließlich fast 1.000 Höhenmeter abbauen, um am Reschenpass zu landen, den wir im vergangenen Jahr erst im zweiten Versuch überqueren konnten.
Beim darauf folgenden Flug wurde unsere Formation wie bereits im Vorjahr in der Region nahe Meran von einem Adler attackiert. Erfolg hatte der Adler auch diesmal nicht. Aber im letzten Jahr führte die Attacke dazu, dass die Vögel Höhe abbauten, sich im Tal verstreuten und wir den Flug auf der nächstgelegenen Wiese abbrechen mussten. Diesmal blieben die Vögel auf der Flughöhe und suchten die Nähe des Fluggerätes, sodass wir den Flug unmittelbar fortsetzen konnten.
Nach einem Pausentag folgte gleich der nächste Höhepunkt: Wir flogen mit den Vögeln über 228 km in 04:30 Stunden über die gesamte Poebene und, nach einer Landung zum Auftanken, auch gleich noch über den Apennin bis Borgo San Lorenzo.
Der abschließende Flug war auch zugleich der längste Flug dieser Migration. Nach 250 km, noch kurz vor der Landung, kreisten die Vögel in bester Thermik bis auf annähernd 1000 Meter über Grund, eine Höhe in die wir ihnen aus flugrechtlichen Gründen nicht folgen durften. Der Flug in der Thermik ist ein faszinierendes und müheloses Spiel, sowohl für die Vögel als auch für das Flugteam. Die finale Landung erforderte aufgrund von recht starkem Wind dann wieder volle Konzentration.
Natürlich stellt sich die Frage, warum die Vögel in diesem Jahr so außergewöhnlich motiviert und zuverlässig waren. Dafür mag es eine Reihe von Gründen geben. Maßgeblich war aber sicherlich insbesondere die innige Beziehung zwischen den Vögeln und den beiden Ziehmüttern Corinna und Anne. Die Beiden waren in Höchstform und haben mit großer Profession, viel Gefühl und enormem Einsatz starke soziale Banden mit ihren Vögeln geknüpft.
Aber es gab noch mehr Highlights: Wir verwendeten in diesem Jahr insgesamt vier verschiedene elektronische Datengeräte, die wir abwechselnd und zum Teil auch parallel an den Vögeln anbrachten. Drei Mitarbeiter waren mit den Datennahmen beschäftigt. Sie sammelten einzigartige Datensätze für die Grundlagenforschung. Sie testeten aber auch für die Entwickler die Funktonalität von ICARUS Tags, einer neuen Trackingtechnologie.
Und schließlich war diese Saison auch geprägt durch einen noch nie dagewesenen Umfang an internationalen Medienproduktionen. Highlight waren unter anderem eine Produktion für National Geographic, ein großer Artikel in „The Guardian“ und einen Produktion im Rahmen der RTL Show „Stern TV“. Anne-Gabriela Schmalstieg und Johannes Fritz werden in „Stern TV“ am 12. September um 22:15 Uhr live auftreten Link.
Foto (Corinna Esterer): Flugaufnahme während der menschengeführten Migration 2018.
Klicken Sie hier um zum Newsletter-Archiv zu gelangen. .