Stromtod und Schutzmaßnahmen
Newsletter 03/08/2018
Am 21. Juli starben zeitgleich vier Waldrappe durch Stromschlag auf einem ungesicherten Mast einer Mittelspannungsleitung im Gemeindegebiet von Hochburg-Ach in Oberösterreich.
Die Vögel nutzten den Mast als Rastplatz, es kam zu einem tödlichen Kurzschluss zwischen Leitung und Mast. Am darauf folgenden Tag starb noch ein fünfter Waldrapp am selben Mast. Die Vögel gehören zur Brutkolonie in Burghausen. Sie suchen ihre Nahrung häufig auf der gegenüberliegenden Seite der Salzach in Oberösterreich.
Stromtod an Masten von Mittelspannungsleitungen ist die häufigste Todesursache bei den wildlebenden Waldrappen des Europäischen LIFE+ Projektes. Seit 2014 wurden 28 Todesfälle durch Stromschlag registriert, 13 davon allein in Österreich.
Die Gefahr von ungesicherten Strommasten für Großvögel ist seit langem bekannt. Aber erst Projekte mit umfassendem elektronischen Monitoring, wie unser Waldrapp-Projekt, zeigen, in welch erschreckendem Umfang Großvögel wie der Waldrapp durch Stromschlag umkommen.
In Deutschland wurden bis Ende 2016 auf Basis einer gesetzlichen Regelung die Masten von Mittelspannungsleitungen großteils gesichert. Seitdem kam es dort bei den Waldrappen zu einem einzigen Todesfall. Das belegt die Wirksamkeit der Sicherungsmaßnahmen.
Inzwischen wurde der betreffende Mast von der Netz Oberösterreich GmbH durch einen Überbau vorläufig gesichert. Durch den aktuellen Vorfall sehen wir uns bestärkt in unserer Forderung für umfassendere Maßnahmen seitens der Stromnetzbetreiber. Kaum eine andere Bedrohung der Biodiversität kann derart einfach und umfassend behoben werden. Die Isolierung der Stromleiter im Bereich der Masten macht diese Todesfallen zu sicheren Rastplätzen für alle Vögel. Zunehmen bekommen wir bei unserem Engagement auch Unterstützung durch die Politik, unter anderem durch unsere LIFE+ Projektpartner Land Salzburg und die Stadt Burghausen.
Die Stromnetzbetreiber zeigen zunehmend Bereitschaft für Artenschutzmaßnahmen. In einem Gespräch mit Vertretern der Energie AG Oberösterreich wurde die Sicherung gefährlicher Masten im Gemeindegebiet von Hochburg-Ach bis zur nächsten Brutsaison 2019 anvisiert. Es gibt auch konkrete Gespräche mit der Salzburg Netz GmbH zur Sicherung gefährlicher Masten im Brutgebiet in Kuchl. Und auch in den Bundesländern Tirol und Kärnten wurden bereits konstruktive Gespräche geführt. Es ist evident, dass diese Maßnahmen nicht nur der nachhaltigen Sicherung der Waldrapp-Population dienen, sondern auch von genereller Bedeutung für den Artenschutz sind.
Foto (O. Habel): Der „Killermast“ in Hochburg-Ach, an dem fünf Waldrappe umgekommen sind. Inzwischen wurde er gesichert.
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