Illegale Jagd in Prato
Newsletter 10/10/2017
Santora ist ein einjähriges Waldrapp-Männchen, das im Jahr 2016 von menschlichen Zieheltern aufgezogen und in der Toskana ausgewildert wurde. In diesem Jahr begann Santora, zwischen dem Wintergebiet in der Toskana und dem Brutgebiet in Salzburg zu migrieren. Ende September befand er sich auf dem Rückweg nach Süden. Am 27. September um 09:00 Uhr morgens flog Santora von seinem Schlafplatz zu einer zwei Kilometer entfernten Wiese, um - wie an den vergangenen Tagen auch - nach Futter zu suchen.
Bald darauf wurde Maximilian Henrich, Mitglied des Projektteams, durch das GPS-Gerät von Santora alarmiert. Mit Hilfe der regionalen Polizei konnte der Sender schließlich in einem Müllcontainer im Zentrum von Prato gefunden werden. Das Band, mit dem der Sender an Santora befestigt war, war durchtrennt. Offensichtlich wurde das Gerät von jemandem abgeschnitten, um es anschließend verschwinden zu lassen. Dieser Person war wohl nicht bewusst, dass das LIFE+ Team bereits alarmiert war.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Santora illegal gejagt wurde. In diese Richtung ermittelt auch die Polizei, der das GPS-Gerät übergeben wurde. Wir verlieren in dieser Region Italiens wiederholt Vögel durch Wilderei. Deshalb entwickeln wir mit unseren Partnern technische Geräte, die uns sofort alarmieren, wenn ein Vogel abgeschossen wurde. So soll sichergestellt werden, dass ein Mitglied unseres Teams oder ein Freiwilliger innerhalb kürzester Zeit am Tatort ist. Der Fall von Santora bestätigt, dass diese Technologie im Kampf gegen Umweltverbrechen von hohem Nutzen sein kann. So können wir der Polizei essentielle Informationen zur Verfügung stellen und so die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Täter identifiziert und verklagt werden können.
Die illegale Jagd in Italien während der Herbstmigration ist eine erhebliche Bedrohung für die Waldrappe und andere gefährdete Zugvogelarten. Ein Jäger, der im Jahr 2012 zwei Waldrappe in der Provinz Livorno illegal abgeschossen hatte, wurde zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro verurteilt und seine Jagdlizenz wurde eingezogen. Der Oberste Gerichtshof in Italien hat dieses Urteil 2017 bestätigt. Somit wurde ein wichtiger Präzedenzfall gegen Umweltkriminalität geschaffen und zudem der Weg für eine zivilrechtliche Schadenersatzklage geebnet. Wir sind zuversichtlich, dass auch im Falle von Santora der Täter identifiziert werden kann, und hoffen auf eine Verurteilung des Verantwortlichen auf Basis des Präzedenzfalls. In weiterer Folge würde auch der durch den Abschuss von Santora entstandene Schaden von 11.200 Euro eingeklagt werden.
Foto: Maximilian Henrich, Mitarbeiter des Waldrappteams, übergibt den GPS Sender an die Polizei. Der Sender von Santora wurde in einem Müllcontainer im Zentrum von Prato gefunden.
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