Neue Technik gegen illegale Vogeljagd
Newsletter 18/09/2017
Die Herbstmigration der wildlebenden Waldrappe hat begonnen. 36 Vögel haben bereits ihre Brutgebiete verlassen. Die illegale Vogeljagd in Italien während der Herbstmigration stellt eine große Bedrohung für die Waldrappe und andere gefährdete Vogelarten dar. Allein im Jahr 2016 wurden fünf unserer Vögel in Italien abgeschossen. Diese Straftaten haben für das Projekt einen finanziellen Schaden von rund 230.000 Euro verursacht.
Ein italienischer Jäger, der im Jahr 2012 zwei Waldrappe in der Provinz Livorno abgeschossen hat, wurde identifiziert und zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro verurteilt, zudem wurde ihm seine Jagdlizenz entzogen. 2017 hat der Oberste Gerichtshof dieses Urteil bestätigt und damit einen wichtigen Präzedenzfall im Kampf gegen illegale Vogeljagd in Italien geschaffen. Zudem ebnet dieses Urteil den Weg für eine Schadenersatzklage.
Alle freilebenden Waldrappe, die zum LIFE+ Projekt gehören, sind mit GPS-Sendern ausgestattet. So können die Mitarbeiter des LIFE+ Teams den Waldrappen auf ihrem Weg in den Süden folgen. An den Aufenthaltsorten bleiben sie in der Nähe der Vögel und informieren lokale Behörden und die Polizei.
In diesem Jahr wird dieses Begleitteam erstmalig durch eine spezielle `Task Force´, bestehend aus freiwilligen Helfern entlang der Flugroute der Vögel, unterstützt. Eine dieser Gruppen ist die Ente Nazionale Protezione Animali, eine etablierte italienische NGO mit mehr als 500 freiwilligen Mitarbeitern. Zudem hat der größte italienische Jagdverband Federazione Italiana della Caccia angeboten, selbst ein Bereitschaftsteam zur organisieren, das die Jägerschaft in den betreffenden Regionen informiert, wenn sich Waldrappe dort aufhalten.
Aber das LIFE+ Projektteam bereitet sich auch für den Fall weiterer Abschüsse vor. Es soll sichergestellt werden, dass Mitglieder des Teams oder Freiwillige der `Task Force´ innerhalb kurzer Zeit am Tatort sind. Dafür entwickeln wir mit professionellen Partnern sogenannte `Dead Body Indicators´. Zumindest ein Teil der Vögel soll mit solchen Hightech-Gerät ausgestattet werden, die nach einem Abschuss unmittelbar ein Signal und die Position des Vogels übermitteln. So können Mitglieder unseres Teams in kurzer Zeit vor Ort sein, Spuren sichern und die Polizei bei den Erhebungen unterstützen.
Der Umfang und die Methoden der Kampagne gegen die illegale Jagd in Italien im Rahmen des LIFE+ Projektes sind einzigartig und ziehen zunehmend internationale Aufmerksamkeit auf sich. Das European Network of Prosecutors for the Environment (ENPE) ist ein europaweites Netzwerk von Staatsanwälten, die sich mit der Bekämpfung der Umweltkriminalität beschäftigen. Zur nächsten ENPE-Konferenz, die aktuell in Oxford stattfindet, sind eine Anwältin und einen Staatsanwalt eingeladen, die in die Kampagne in Italien involviert sind. Sie sollen ihre Erfahrungen präsentieren und zu diskutieren.
Foto (Waldrappteam): Flug der Waldrappe während der Menschengeführten Migration 2017.
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