Wir sind angekommen!
Newsletter 07/09/2017
Gestern, am 6. September, sind wir im Wintergebiet angekommen und konnten die 12. Menschengeführte Migration erfolgreich beenden.
Ausgehend vom Flugplatz in Borgo San Lorenzo flogen wir in 04:48 Stunden zuerst östlich an Florenz und Siena vorbei und dann über die wunderbare toskanische Landschaft bis in das Zielgebiet. Die letzte Etappe war 190 km lang. Die gesamte Migration reichte über 940 km, die in 7 Etappen innerhalb von 24 Tagen geflogen wurden.
Von den ursprünglich 31 Vögeln starb einer während der Migration infolge innerer Verletzungen, nachdem er Metallstücke gefressen hatte. Die verbliebenen 30 Vögel haben nun die Flugroute in das Wintergebiet kennengelernt. Damit ist uns ein sehr wichtiger Schritt zur Gründung der dritten Brutkolonie in Überlingen am Bodensee gelungen. Die Vögel bleiben nun für rund drei Wochen in einer Voliere im Zentrum des Schutzgebiets WWF Oasi Laguna di Orbetello. Die beiden Ziehmütter Corinna und Anne-Gabriela sind vor Ort, ziehen sich aber immer mehr zurück. Die Jungvögel können sich an das Umfeld und an die wilden Artgenossen außerhalb der Voliere gewöhnen, bevor sie in mehreren kleinen Gruppen freigelassen werden. Wir rechnen damit, dass 2019 die ersten Vögel nach Überlingen zurückkehren.
Einer der Höhepunkte dieser Migration war der spektakuläre Flug von Vorarlberg über den Arlberg nah Tirol, der uns mit den 31 Vögeln auf 2400 m Seehöhe führte. Weniger erfolgreich verlief der erste Start in Ried im Oberinntal, bei dem es uns mangels Thermik nicht gelang, den 1.500 m hohen Reschenpass zu überfliegen. Einen Tag später, beim zweiten Versuch, war dieser Pass aufgrund unterstützender thermischer Aufwinde kein Problem mehr.
Die dramatischen Höhepunkte dieser Migration waren die zweimaligen Attacken von Steinadlern in den Alpen, einmal im Vintschgau nahe Meran und einmal südlich von Bozen. Zu einer weiteren Vogelattacke kam es beim Anflug zum Apennin, ohne dass wir in diesem Fall den Angreifer identifizieren konnten. Verluste hat es bei diesen Vorfällen keine gegeben. Allerdings mussten wir eine Alpen-Etappe infolge der Angriffe vorzeitig beenden, und nach dem Angriff am Apennin flogen neun Waldrappe retour nach Norden. Diese Häufung von Attacken durch Greifvögel während der letzten zwei Migrationen kommt wahrscheinlich zustande, weil wir vermehrt versuchten, die Vögel in thermischen Aufwinden energiesparend in die Höhe zu führen. Diese Aufwinde werden bevorzugt auch von Großgreifvögeln genutzt.
Foto (C Esterer): Die Waldrappe im Flug während der letzten Etappe der menschengeführten Migration 2017.
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