Präzedenzfall in Italien
Newsletter 06/06/2017
Vor fast fünf Jahren wurden die beiden Waldrappe GOJA und JEDI von einem italienischen Vogeljäger in der Provinz Livorno abgeschossen, nur 80 km nördlich von ihrem Wintergebiet.
Im September 2016 wurde der Jäger zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro verurteilt und die Jagdlizenz wurde ihm entzogen. Aber er erhob Einspruch. Am 1. Juni 2017 bestätigte das Oberste Gericht die Verurteilung und schuf damit einen einzigartigen und wesentlichen Präzedenzfall im Kampf gegen die illegale Vogeljagd.
Die Bestätigung des Urteils am Obersten Gerichtshof ist eine der wichtigsten bisherigen Errungenschaften im LIFE + Wiederansiedlungsprojekt. Es macht den Waldrapp zu einer „Flagship-Species“ im Kampf gegen die illegale Vogeljagd. Das Urteil ebnet auch den Weg für eine zivilrechtliche Schadensersatzklage.
Der Fall von GOJA und JEDI verursachte viel öffentliche Aufmerksamkeit. Er sensibilisierte auch die Jagdverbände, zumal der verurteilte Wilderer Mitglied des größten italienischen Jagdverbandes war. Die konkrete Evidenz für Wilderei durch italienische Jäger schädigt den Ruf der Jagdverbände und gefährdet ihre Interessen. Das ist wohl mit ein wichtiger Grund für die zunehmende Unterstützung der italienischen Jagdverbände für unser LIFE+ Wiederansiedlungsprojekt.
Dennoch wurden im Herbst 2016 fünf weitere Waldrappe in Italien abgeschossen. Das zeigt die Wichtigkeit und Aktualität des Urteils, aber auch, dass weitere Maßnahmen dringend erforderlich sind. Gemeinsam mit unseren Partnern bemühen wir uns intensiv, weitere Täter zu identifizieren und anzuzeigen. Dazu gehört die Einrichtung und Schulung einer Einsatztruppe entlang der Migrationsroute in Italien sowie die Entwicklung von technischen Geräten, die im Falle von Abschüssen unverzüglich die Position des jeweiligen Vogels übermitteln. Wir engagieren und auch für auch Änderungen der Gesetzgebung, beispielsweise um zukünftig die Möglichkeit auszuschließen, dass ein Täters ein Strafverfahren verhindert, indem er eine geringe Geldbuße bezahlt.
Im Mai 2017 veröffentlichten die italienischen Behörden einen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Straftaten gegen Wildvögel. Die Umsetzung dieses Aktionsplans deckt sich mit den Interessen und Initiativen des LIFE+ Projektes. Diese Maßnahmen gegen die illegale Vogeljagd sind wichtige Beiträge, um ein nachhaltiges Überleben der Waldrappe und anderer gefährdeter Vogelarten zu gewährleisten.
Foto: Waldrappe während der Migration. Gemäß dem Motto des LIFE+ Projekts gibt es „Grund zur Hoffnung“.
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