5 Waldrappe im Herbst abgeschossen
Newsletter 22/11/2016
Am 15. November 2016 wurde der Waldrapp Luna in der Nähe von Costermano, Provinz Verona, mit schweren Verletzungen aufgrund von Schrotpellets aufgefunden. Dies ist der fünfte Abschuss eines Waldrapps in diesem Herbst.
Das bedeutet, dass fast 30% aller Waldrappe abgeschossen wurden, die seit September 2016 von den Brutplätzen nördlich der Alpen in die südliche Toskana migrierten.
Dies ist eine ernste Bedrohung für eine der am stärksten gefährdeten Vogelarten der Welt und eine wesentliche Verletzung italienischen und europäischen Rechts und bedeutet einen geschätzten finanziellen Schaden von 234.000 Euro für das europäische Wiederansiedlungsprojekt LIFE+ Northern Bald Ibis.
Alle Vögel dieser europäischen Population tragen GPS-Sender. Dies macht den Waldrapp zu einer Indikatorart für die Bedrohung durch die illegale Jagd in Italien. Wir gehen davon aus, dass die Verlustrate durch illegale Abschüsse bei anderen bedrohten Zugvogelarten entlang der italienischen Flugroute gleich oder sogar höher ist.
Unsere Daten deuten darauf hin, dass die illegalen Abschüsse insbesondere durch Jäger mit Jagdlizenz erfolgten. Viele Jäger und Jagdvertreter, sowohl in Italien als auch im Ausland, verurteilen diese Abschüsse als schwere Vergehen gegen die Umwelt und auch als erheblichen Schaden für das Image der Jagd. Das LIFE + Projekt hat seit 2014 Kooperationsabkommen mit den großen italienischen Jagdverbänden abgeschlossen, um gemeinsam Maßnahmen gegen die illegale Vogeljagd zu ergreifen.
In einem Schreiben an Jagdfunktionäre, Politiker und Interessensgruppen in Italien und im Ausland schlägt das Waldrappteam sechs konkrete Maßnahmen zur Reduktion der nachweislich hohen Rate von illegalen Abschüsse in Italien vor:
(1) sofortige, konsequente Untersuchungen der zuständigen Behörden, um in konkreten Fällen nach Möglichkeit den Wilderer zu identifizieren und eine Strafverfolgung einzuleiten;
(2) lebenslanger Entzug der Jagdlizenz nach Verurteilung eines Wilderers;
(3) signifikante Erhöhung der Geldstrafen für Wilderei;
(4) Überarbeitung des italienischen Jagdgesetzes um einen besseren Schutz gefährdeter Vogelarten zu gewährleisten;
(5) angemessene und umfassende Ausbildung der Inhaber von Jagdlizenzen;
(6) Installation von jagdfreien Zonen oder Schutzgebieten (special protected areas; SPAs) an Hot-Spots entlang der Zugrouten von Waldrappen und anderen vom Aussterben bedrohten Vogelarten.
Das Team des LIFE+ Waldrappprojekts wird ein Symposium zum Thema Illegale Vogeljagd abhalten, in dessen Rahmen die relevanten Parteien zusammenkommen, um über wirksame Maßnahmen zu diskutieren und zu entscheiden.
Foto (AG Schmalstieg): Trotz der illegalen Abschüsse haben es die meisten Waldrappe bis ins Wintergebiet geschafft. Die Herbstmigration ist abgeschlossen und mehr als 80Waldrappe überwintern nun in der Toskana.
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