Aus zwei wird eins
Newsletter 20/06/2016
Jede Saison hat ihren speziellen Charakter. Dieses Jahr ist die Handaufzucht geprägt durch eine unvorhergesehen „Personaldynamik“.
Wie im Vorjahr haben wir zwei Gruppen mit 16 Küken, die voneinander getrennt von jeweils 2 Ziehmüttern aufgezogen und trainiert werden sollten. Erst Ende Juli, wenn beiden Gruppen bereits zuverlässig dem Fluggerät folgen, sollten sie zusammengeführt werden, um sie dann gemeinsam über die Alpen in das Wintergebiet zu führen. Das hat sich im vergangenen Jahr bewährt.
Nun hat aber bereits in der ersten Maihälfte eine der vier Ziehmütter ihre Arbeit aus persönlichen Gründen beendet. Und vor gut einer Woche hat eine zweite Ziehmutter aus persönlichen Gründen und aus eigener Entscheidung die Arbeit beendet. Damit waren wir mit einer ganz neuen Situation konfrontiert. Bei einer Gruppe von 16 Jungvögeln sind beide Bezugspersonen ausgefallen. Geblieben ist nur unsere Mitarbeiterin Lilly, die sich bereits nach dem Ausfall der ersten Ziehmutter mit der Gruppe sozialisiert hat.
Aber aus der akuten Situation heraus hat sich ein durchaus spannendes wenn auch ungeplantes Experiment ergeben. Grundlage dafür ist, dass wir mit Corinna und Anne zwei ebenso erfahrene wie engagierte Ziehmütter haben. Anne konnte sich innerhalb weniger Tage mit den Vögeln der verwaisten Gruppe sozialisieren, unterstützt von Lilly. Und am vergangenen Freitag, den 17. Juni, haben wir die beiden Gruppen fusioniert. Nun befinden sich alle 32 Vögel in einer geräumigen Voliere im Camp Ackerl, Seekirchen. Bereits am Tag der Fusionierung konnte sich auch Corinna mit fast allen neuen Vögeln sozialisieren und innerhalb wenige Tage hat sich die Gruppe gut durchmischt und wird von Anne und Corinna betreut.
Soweit ist dieses Experiment bislang überraschend gut verlaufen. Der eigentlich spannende Teil steht uns aber jetzt bevor. Morgen Dienstag kommt die Großgruppe erstmals in den Freiflug. In den nächsten Wochen wird sich herausstellen, ob sich diese 32 Vögel adäquat trainieren und letztlich mit den Fluggeräten führen lassen. Ich bin zuversichtlich, insbesondere weil mir mit den Ziehmüttern Anne und Corinna, dem Piloten Walter Holzmüller und den anderen MitarbeiterInnen ein ebenso exzellentes wie motiviertes Team zur Verfügung steht.
Foto: Corinna und Anne beim Füttern der 32 Waldrappe. Alle Vögel können von beiden Ziehmüttern gefüttert werden; die beiden Gruppen haben sich gut durchmischt, schlafen gemeinsam eng zusammengerückt in einem Schlafraum und zeigen eine relativ stabile Gruppenstruktur.
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