Herbstzug bald zu Ende
Newsletter 25/11/2015
Wie bereits berichtet, haben die Waldrappe Mitte August die beiden Brutgebiete Burghausen in Bayern und Kuchl in Salzburg verlassen und somit die Herbstmigration begonnen. Bald darauf trafen sich die Vögel in der Nähe des Flughafens Salzburg und blieben dort.
Ende Oktober haben wir uns entschlossen einzugreifen um zu vermeiden, dass die Vögel durch einen Wintereinbruch gefährdet werden. Dabei sind wir davon ausgegangen, dass primär die große Zahl an Jungtieren (10) im Vergleich zu 7 Erwachsenen diesen ausgedehnten Zwischenstopp verursachte. Folglich trennten wir einen Erwachsenen und zwei Jungtiere aus der Gruppe und transferierten sie nach Westen zum Eingang des Zillertals. Von dort sind die drei Vögel sofort nach Süden gestartet und erreichten innerhalb von fünf Tagen das Winterungsgebiet.
In weiterer Folge kam Bewegung in die verbleibende Gruppe. Beispielsweise lösten sich Anfang November sechs Vögel, drei Erwachsene und drei Jungvögel, flogen bis zu einem Grünlandareal bei Innsbruck und blieb dort. Mitte November transferierten wir diese Gruppe nur 30 km über den Brennerpass nach Sterzing. Von dort aus setzten sie ihre Reise selbstständig fort.
Schlussendlich und gerade noch rechtzeitig vor dem Beginn des Wintereinbruchs querten alle Vögel die Alpen. Am 24. November sind drei weitere Vögel, darunter ein Jungvogel, im Wintergebiet ankommen. Weitere acht Vögel sind noch am Weg, teils noch in der Poebene, teils am Apennin und teils bereits in der Toskana.
Die Vögel werden durch vier Mitglieder unseres Teams – Anne, Corinna, Daniela und Rachele – begleitet. Mit Fahrzeugen folgen sie den Vögeln anhand der GPS-Positionen, die wir mehrmals täglich von jedem Vogel erhalten. An jedem Zwischenstopp kontaktieren die Mitarbeiterinnen die ansässigen Jäger, Medien, Polizeibehörden und die Öffentlichkeit, um sie über die Vögel und das Projekt zu informieren. Damit sollen die Waldrappe insbesondere vor illegalem Abschuss geschützt werden.
Die Gründe für die seit 2014 beobachtete Unterbrechung des Herbstzuges sind noch nicht vollständig geklärt. Eine Kombination verschiedener Faktoren, insbesondere der sozialen Dynamik und der außerordentlich milden Temperaturen im Herbst und frühen Winter, scheint die Vögel zu veranlassen, die Querung des Gebirges hinauszuzögern. In Kooperation mit Wissenschaftlern werden wir versuchen, dieses wohl ungelegene aber auch interessante Phänomen besser zu verstehen.
Foto: Dott. Corrado Zanini
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