Herbstmigration 2015
Newsletter 30/10/2015
Gestern, am 29. Oktober 2015, hat eine Gruppe von drei migrierenden Waldrappen unser Wintergebiet WWF Oasi Laguna di Orbetello in der südlichen Toskana erreicht. Die Gruppe bestand aus dem erfahrenen männlichen Vogel JAZU und zwei Jungvögeln. Die Reise dauerte 6 Tage, wobei die Vögel an fünf Tagen mittlere Flugstrecken von 120 km zurücklegten und einen Zwischenstopp an einem regnerischen Tag einlegten.
JAZU gehört zur ersten Waldrapp-Generation in unserem Projekt, die diese Migrationsroute nicht von Menschen gelernt hat sondern von erwachsenen Artgenossen. Mit diesem Flug hat JAZU diese Zuginformation an zwei Jungvögel der nächsten Generation weitergegeben. Auf diese Weise entsteht die neue Migrationstradition.
Im Überwinterungsgebiet trafen die drei Vögel auf 61 Artgenossen. Diese große Gruppe besteht im Wesentlichen aus subadulten Vögeln, die bis zur Geschlechtsreife im Überwinterungsgebiet bleiben, sowie handaufgezogenen Jungvögeln, die vor einigen Wochen einem Ultraleichtfluggerät von Österreich in die Toskana gefolgt sind.
JAZU und die zwei Jungvögel waren in Österreich Teil einer größeren Gruppe, bestehend aus 7 erwachsenen und 10 Jungvögeln aus den Brutgebieten Burghausen in Bayern und Kuchl in Salzburg. Wochenlang blieben die Vögel an einem Ort südlich der Stadt Salzburg. Es schien, dass die relativ große und homogene Gruppe unerfahrener Jungtiere die ganze Gruppe daran hinderte, in Richtung Süden aufzubrechen.
So haben wir uns nach längerem Beobachten entschlossen, JAZU mit den zwei Jugendlichen von der Gruppe zu trennen und sie an den Taleingang des Zillertals in Tirol zu transferieren. Wir hofften, dass diese Maßnahme den Abflug auslöst. Und in der Tat, bereits am nächsten Tag begannen sie ihren spannenden und raschen Flug in die Toskana. Auch auf den Rest der Gruppe hatte die Fangaktion einen Einfluss. Die meisten von ihnen haben Salzburg inzwischen verlassen und wir erwarten, dass weitere Vögel bereits in den nächsten Tagen die Grenze nach Italien überqueren.
Besonnenes und fundiertes Management der Vögel ist ein notwendiger Teil der Wiederansiedlung. Dazu gehört auch der selektive Transfer von Vögeln. Es ist erfreulich, wenn derartige Maßnahmen so erfolgreich sind. Wir erwarten, dass die Zugtradition mit zunehmender Zahl an erfahrenen Migranten in der Gruppe homogener und stabiler wird.
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