Noch immer im Norden
Newsletter am 22.12.2014
Diese Woche hat in Mutters ein Treffen des LIFE+ Projektmanagement-Teams stattgefunden. Das Treffen galt dem Abschluss der Saison 2014. Natürlich war unter anderem auch der bislang außergewöhnliche Verlauf der Herbstmigration ein wichtiges Thema.
Nach umfassender Diskussion waren wir uns einig: Die Waldrappe haben die Herbstmigration 2014 ganz regulär begonnen, mit dem Verlassen der Brutgebiete Anfang bis Mitte August. Der weitere Verlauf war vielversprechend, denn erstmals hat sich eine große Gruppe von über 20 Vögeln in Salzburg gesammelt, zusammengesetzt aus Tieren beider Brutgebiete. Nur dann ist nicht mehr viel weiter gegangen. Die Vögel halten sich immer noch nördlich der Alpen auf, aufgeteilt in drei Truppen.
Diese Situation mag zwar außergewöhnlich sein, sie ist aber bislang für die Vögel nicht bedrohlich. Im Gegenteil, es geht ihnen bestens, der Boden ist offen und das Nahrungsangebot nach wie vor üppig. Und dieses Migrationsverhalten der Waldrappe ist keinesfalls einzigartig. Auch Weißstörche hängen entlang der Zugroute, teilweise sogar noch in den Brutgebieten in Deutschland. Zum Teil sind besenderte Störche sogar aus Marokko nach Spanien zurück geflogen. Dito sind verschiedenen Berichten zufolge Rotmilane, Kraniche und Stare gebietsweise verzögert unterwegs, genauso wohl auch noch andere Zugvogelarten. Die Verzögerungen sind zum Teil allerdings schwer wahrnehmbar, insbesondere wenn die Vögel das Brutgebiet zur üblichen Zeit verlassen, dann aber entlang der Zugroute hängen bleiben, wie das eben bei den Waldrappen der Fall ist.
Auch ansonsten lassen sich Anomalien beobachten: So finden sich Bockkäfer die eigentlich erst im Frühjahr schlüpfen sollten, Pflanzen erblühen und Amphibien sind noch aktiv.
Zwar wissen wir nicht, welche Parameter genau die Verzögerungen bei der Herbstmigration verursachen, aber zweifellos steht das im Zusammenhang mit der außergewöhnlich milden Witterung im Herbst und im bisherigen Winter. Wir haben deshalb momentan keinen Anlass, mehr zu tun als die Akkus der GPS-Geräte unserer Vögel bei Bedarf aufzuladen und ansonsten weiter abzuwarten. Die Positionen der Waldrappe können jederzeit über die App Animal Tracker abgerufen werden.
Das Foto zeigt das komplette Projektmanagement Team: stehend v.l. Christian Sperger, Bernhard Gönner, Pablo Przesang, Daniela Trobe, Angelika Fritz; sitzend v.l. Barbara Eberhard, Markus Unsöld, Corinna Esterer, Johannes Fritz, Anne-Gabriela Schmalstieg.
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